Deutschland entwickelt sich zum Schlachthaus Europas. Immer mehr Megaschlachthöfe werden gebaut, immer mehr, immer größere Mastbetriebe, um deren Kapazitäten maximal auszuschöpfen; ermöglicht durch ein System, das den Unternehmen osteuropäische Leiharbeiter_innen zum Dumpinglohn zur Verfügung stellt. Pionier dieser Agrarindustrialisierung ist die PHW-Unternehmensgruppe mit ihrer Marke “Wiesenhof”, Deutschlands Marktführer in Sachen Geflügelfleisch. Aber es regt sich Widerstand. Gemeinsam mit lokalen Initiativen und Naturschutzorganisationen versuchen antikapitalistisch orientierte Tierbefreiungskampagnen diesem Expansionskurs etwas entgegenzusetzen. In der Sendung ein Interview mit zwei Aktivist_innen von der “Kampagne gegen Tierfabriken” und “Mastanlagen Widerstand”, dazu Zitate aus dem Krimi “Am zwölften Tag” von Wolfgang Schorlau.
Schlagwörter: aktivismus, deutschland, fleisch, tierbefreiung
Wie lässt es sich erklären, dass einigen Tieren als Individuen einerseits Sympathien entgegengebracht wird, Menschen sie als Ausdruck ihrer “Tierliebe” um sich haben und mit ihnen zusammenleben wollen – während gleichzeitig andere Tiere erbarmungslos millionenfach der Verwertung in Schlachthäusern unterworfen werden? Die Psychologin und Aktivistin Melanie Joy benennt diese widersprüchliche Ideologie als “Carnism” und erzählt im Interview, durch welche Strategien des Ignorierens und Rechtfertigens gelernt wird, die alltägliche gesellschaftliche Gewalt des Fleischessens als normal, natürlich und notwendig zu betrachten.
Schlagwörter: fleisch, tierbefreiung
Auf welche Weise sind das Geschlechterverhältnis und Tierausbeutung miteinander verwoben und wie werden durch den Konsum von Fleisch Formen hegemonialer Männlichkeit konstruiert? Dieser Frage ist die Hamburger Soziologin Julia Gutjahr in einem Vortrag anhand der “Männerkochzeitschrift” “Beef” nachgegangen. Eine ihrer Thesen: Verunsicherte männliche Identitäten versuchen durch die Inszenierung von Gewalt gegen und Herrschaft über Tiere die immer mehr in Frage gestellte Geschlechterhierarchie zu stabilisieren. Nach dem Vortrag fanden Workshops zu verschiedenen Themen im Zusammenhang von Geschlechterkonstruktionen und Tierausbeutung, auch zu “veganen Männlichkeiten” statt, Teilnehmer_innen erzählen von ihren Diskussionen.
Schlagwörter: antifeminismus, fleisch
In der Sendung: Das Epizentrum in Wien meldet sich nach einer Woche Besetzung per Telefon, ein Beitrag zum Aktionstag gegen Pelzfarmen (in Deutschland) und ein Interview zum Vortrag “Keine halben Sachen sondern ganze Tiere”: “”Ein echter Mann geht zuerst in den Wald bevor er zu kochen beginnt und bringt sich das [Tier] auch noch selber um.”
Schlagwörter: fleisch, hausbesetzung, pelz
Ein Interview mit Renate Brucker bildet den zweiten Teil des Schwerpunkts zur Tagung “Fleisch essen.”: Zum Themenkomplex „Fleisch“ herrschen im Allgemeinen unhinterfragt die 3 N’s: Fleischessen sei normal, natürlich und notwendig. Auch in den Sozialwissenschaften schlägt sich diese unreflektierte hegemoniale Ideologie, als „carnivorer Bias“ benannt, nieder: Vegetarismus wird in Biografien und der Soziologie zumeist entweder verschwiegen oder als deviantes Verhalten marginalisiert, jedenfalls seiner kritischen Motivation entkleidet dargestellt, mithin sogar die explizite Benennung der alltäglichen Gewalt gegen Tiere als bloße Metapher umgedeutet.
Schlagwörter: fleisch
In der ersten Schwerpunktsendung zur Tagung “Fleisch essen. Das gesellschaftliche Mensch-Tier-Verhältnis und die Bedeutung von Fleisch”, die am 1. Juli 2011 an der Universität Hamburg stattgefunden hat, zwei Interviews: Marcel S. erzählt über die neu gegründete Group for Society and Animal Studies, die Veranstalterin der Tagung, und die dort vorgestellten Forschungsarbeiten rund um das Thema “Fleisch”, v.a. in Bezug auf die verschiedenen Institutionen und Funktionen der Unsichtbarmachung von Gewalt gegen Tiere; Julia G. stellt ihre Arbeit zur Konstruktion hegemonialer Männlichkeit durch Fleischkonsum anhand einer einschlägigen Zeitschrift vor.
Schlagwörter: fleisch, männlichkeit